Wir erleben es immer wieder:
Da kommt die Bewohnerin aufgeregt ins Büro und beschwert sich, dass die Mitbewohnerin ihr die Bluse gestohlen hat und die Frechheit besitzt diese auch noch offen zu tragen.
Der Versuch ihr zu erklären, dass es sich nicht im ihr Kleidungsstück handeln kann, da sie die Kleidergröße 38 trägt und die Beschuldigte aber Kleidergröße 56 vermochte nicht zur Beilegung der Behauptung beizutragen – im Gegenteil, die Bewohnerin fühlte sich nicht ernst genommen und wurde böse.
Ein solcher Sachverhalt ist relativ einfach einzuordnen anhand des sehr unterschiedlichen Körperumfangs und der Kleidergröße. Mit dieser Logik aber zu versuchen die Seniorin zu überzeugen gelingt in den allermeisten Fällen nicht.
Dazu müssen wir wissen, dass Menschen mit Demenz überzeugt sind nicht krank zu sein, sie haben keine Selbstzweifel und suchen die Schuld bei Angehörigen, Freunden, Nachbarn und Pflegern. Dement zu werden ist nicht nur tragisch für die Betroffenen sondern auch für Angehörigen weil diese zu Unrecht beschimpft und verunglimpft und mit verletzenden Worten bedacht werden. Die Umwelt wird für die Erkrankten bedrohlich weil sie nicht mehr verstanden wird. Solche Äußerungen sollten nicht persönlich genommen werden, auch, wenn es schwerfällt.
Häufig sind auch Beschuldigungen, dass ein Zehner fehlt, manchmal auch ein Hunderter oder noch mehr. Die Verdächtigen sind dann schnell mit einer Person des Personals, bestimmt oder unbestimmt oder mit einem Mitbewohner ausgemacht. Für unerfahrene Krankenschwestern und Pflegerinnen bricht dann oftmals eine Welt zusammen. Ähnlich verhält es sich mit Schmuckstücken, die nicht mehr auffindbar sind aber die Familie von der Seniorin angerufen wird, sie müssten schnell kommen weil sie bestohlen wurden.
Einfacher gestaltet sich da die Suche nach einem Mobiltelefon, sofern die Batterie noch mitmacht kann es schnell geortet werden.
Peinlich berührt ist das Personal auch wenn der Senior nachmittags Besuch kommt und dann nicht selten gefragt wird was es denn heute zum Frühstück und zum Mittagessen gegeben hat und der Senior dann mit ernster Mine antwortet es hätte heute noch gar nichts gegeben.
Natürlich wird allen Hinweisen nachgegangen sofern sie einigermaßen plausibel sein könnten und der Dieb nicht vom Senior gesehen wurde wie er sich nach dem Diebstahl wie ein Geist aufgelöst hat.
Bei der Suche fanden dann sich Ringe in der Toilette, Schmuckstücke in Socken, Geld zwischen Kleidungsstücken, in der Hosentasche, im Papierkorb, in der Schmutzwäsche, im Fotoalbum, unter der Matratze - um nur einige Beispiele zu nennen.
Findet das Personal den „gestohlenen Gegenstand oder das Geld ist es vorteilhaft dem Senior darüber nichts zu sagen sondern ihn auf den Fundort hinzuleiten damit er es selbst findet. Die Chance ist so größer, dass er in diesem Fall nicht weiter von einem Diebstahl spricht.
Doch nicht in allen Fällen nimmt die Suche ein glückliches Ende, weil das Gesuchte trotz intensiver Suche nicht auffindbar ist, zum Beispiel weil der Bewohner Schmuck oder Geld an andere Bewohner verschenkt hat oder an das Personal.
Solange der Bewohner geschäftsfähig ist und über seine Barschaft ohne Einschränkung selbst verfügen kann wäre es nicht korrekt einzugreifen, sofern das Geschenk einen üblichen Rahmen nicht sprengt. Wird aber vom Personal und/oder der Hausleitung erkannt, dass dieses Selbstbestimmungsrecht vom Bewohner nicht mehr ausreichend ausgeübt werden kann ist Handlungsbedarf angesagt. Ein Gespräch der Hausleitung mit den Angehörigen ist dann angezeigt um über mögliche Maßnahmen zu sprechen. Der Verschluss von Barschaften und Wertsachen im Tresor, die Ausgabe dieser in kleinen Beträgen wie mit den Angehörigen bestimmt ist eine andere Möglichkeit, ein Antrag auf Betreuung ein weiterer.
Ein an Demenz Erkrankter lebt in seiner eigenen Welt, er kann sich nicht mehr in das Leben so einfühlen wie ein Nichterkrankter es tut. Das Gedächtnis funktioniert nicht mehr, das Denken hat immer weniger mit dem Denken Gesunder zu tun, Zusammenhänge werden vom Demenzerkrankten nicht mehr erkannt, das Urteilsvermögen geht verloren, auch die Orientierung, das Erfassen von Situationen, Rechnen geht auch nicht mehr und auch das Sprechen wird beeinträchtigt. Der Demenzerkrankte hat eine andere Wahrnehmung, er erlebt Dinge anders als Nichtdemente und dies alles drückt sich in seinem Verhalten aus. Dinge und Ereignisse haben oft eine völlig andere Bedeutung als in der Welt der Gesunden. Die Betroffenen vereinsamen, innerlich, da ihnen keiner in ihrem Erleben mehr zu folgen vermag.
Niemand weiß wirklich, wie es in einer an Demenz erkrankten Person aussieht, denn nur im Anfangsstadium der Krankheit können sich die Betroffenen noch selbst mitteilen. Später müssen die Angehörigen und das Pflegeheimpersonal erfühlen, wie es dem erkrankten Menschen geht, was er benötigt und was ihm guttut.
Für die Betreuenden in Familie und Pflegeheim bedeutet diess, dass sie sich in die Welt der Betroffenen begeben müssen, um von ihnen verstanden zu werden. Um den Kontakt mit ihnen aufrechtzuerhalten, müssen sie sich in deren Situation einfühlen und auf diese Weise mit ihnen in Verbindung treten.
Der Schlüssel für etliche Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz liegt in ihrer Biografie verborgen. Einschneidende Erlebnisse, persönliche Ängste und Charaktereigenschaften der Betroffenen zu kennen, heißt, sie auch während der Krankheit besser zu verstehen. Deshalb können nahe Angehörige das Verhalten der Erkrankten meist am besten verstehen.
Angehörige sollten bei der Pflegeheimplatzsuche darauf achten eine Einrichtung zu wählen, die Erfahrung mit Demenzerkrankten hat, deren Personal geschult ist und sich in diesen Fragen weiterbildet.
Auch im Ausland existieren Pflegedomizile mit spezieller Erfahrung auf dem Gebiete der Demenz, so zum Beispiel die folgenden sozialen Einrichtungen:
Pflegeheime Tschechien:
- Seniorendomizil Böhmerwald in Tschechien
- Seniorendomizil Schlösserberg in Tschechien
- Seniorendomizil Antonius in der Slowakei
- Seniorenwohnpark Eletfa in Ungarn